Startseite Blöcke

* Allgemeines * Blöcke gegen Schläge
* Blöcke gegen Tritte * Ein paar Tips zu Blöcken


Allgemeines
Der Block soll einen Schlag (oder Tritt) abwehren. Das bedeutet, daß der Körperteil, der diesen Angriff abwehren soll, eine erhebliche Belastung erfährt. Diese gilt es, so gut es irgend geht, zu kompensieren. Erste Bedingung ist eine gewisse Festigkeit des abwehrenden Körperteils. Geeignet ist daher alles, was eine natürliche Härte hat: hauptsächlich Ellenknochen am Arm und das Schienbein. Ersterer gegen Schläge und Tritte, zweiteres gegen Tritte.
Zuvor noch eins: eine Verteidigung mit 'offener Hand' mag zwar durchaus beeindruckend aussehen und entspricht auch der natürlichen Handhaltung, ist also einfacher. Autsch! Mag zwar alles sein, aber ich bitte sehr darum, die Faust auch beim Blocken immer geschlossen zu halten! Das strengt nach einer Weile irre an, dafür spart man sich aber möglicherweise einen Besuch beim Fingerchirurgen. Die Faust ist nun einmal fester also die offene Hand. Finger können dabei nicht so leicht Schaden nehmen (vgl. oben Handballen und Handkante). Der geneigte Leser möge bittebitte darauf im eigenen Interesse achten. Klar kann man zwischendurch die Hand mal kurz zum Entspannen öffnen. Die Betonung liegt aber auf 'kurz'. Danke. Und auch daran denken: es gibt nicht nur die "offene" Hand und die ganz fest geballte Faust, sondern auch Zwischenstufen. Eine lockere Faust birgt nicht die Gefahr des Verkrampfens in sich, das Verletzungsrisiko ist vergleichsweise gering. Diese "lockere Faust" eignet sich zum Entspannen schon einmal recht gut. In der Distanz und im Warten ist sie recht empfehlenswert.

Blöcke gegen Schläge
Ballen wir nun die Fäuste und nehmen sie nebeneinander vor die Brust. Die Ellenknochen zeigen nach vorn. Jetzt ziehen wir die Arme so nach hinten, daß die Fäuste neben der Schulter stehen. Pulsseite nach vorn, Fäuste bitte geschlossen halten. Haben wir einen Partner zur Hand, bitten wir ihn, sich mit ausgestrecktem Arm so vor uns hinzustellen, daß die Faust irgendwo vor unserem Oberkörper hängt. Und nun stellen wir uns vor, wir müßten auf eine schräg vor uns (neben dem Partner) stehende Trommel schlagen. Steht die Trommel links von uns, schlagen wir mit rechts und umgekehrt. Wer keinen Partner zur Hand hat, braucht noch ein wenig mehr Vorstellungskraft. So. Beim Schlagen werden wir merken, daß wir die Trommel nicht ganz erreichen können, weil da ein Arm im Weg ist. Egal, davon darf man sich nicht stören lassen - weg damit. Zieht man den Schlag durch, dürfte der Arm des Partners von unserem Körper weggeschleudert werden. Der simulierte Angriff wurde mit einer schlagähnlichen Bewegung geblockt.
Was gemerkt? Wir haben beim Zurückziehen des Armes Spannung aufgebaut. Ausserdem wird bei vielen beim 'Trommeln' die Faust auf dem Weg nach vorn eine Drehbewegung vollführt haben, so als hätte man einen Stock in der Hand, mit dem man zuschlägt. Da haben wir auch unsere Drehung wieder.
Und nun bitten wir den Partner, die Faust mal etwas höher anzusetzen und stehen zu lassen. Dann stellen wir uns wieder diese Tommel vor, die aber jeweils 'hinter' dem Arm, der auf uns zeigt, steht. Fäuste ballen, Arm zurückziehen, Puls nach vorn und einmal trommeln. Nach ein paar Versuchen links und rechts kann der Partner ja den Arm langsam (!) auf uns zubewegen, so daß wir ihn während seiner Bewegung blocken. Mit steigender Sicherheit kann die Geschwindigkeit auch gesteigert werden. Bitte aber dennoch kontrolliert bleiben, erst einmal nicht zu eifrig werden.
Das ganze geht auch umgekehrt: Fäuste ballen und mit der Pulsseite nach innen vor der Brust kreuzen. Der Partner simuliert einen Schwinger/Haken von der Seite oder auch von oben. Jetzt schlagen wir mit dem obenliegenden Arm von der Mitte des Körpers nach außen (bzw. oben) Richtung Arm des Angreifers. Dieser wird nach außen weggefegt. Na? Automatisch die Hand so gedreht, daß die Kleinfingerseite der Faust nach außen zeigt? Bomfortionös. Da haben wir wieder unsere geschwindigkeitssteigernde Drehung. Irgendwann geht das ohne nachzudenken und ganz automatisch.

Nicht ganz (oder vielleicht doch?) hierher gehört ein ´Block´, der eigentlich ´Ableit´ heissen müßte. Stellen wir uns einfach mal vor, jemand wollte uns einen mit dem Knüppel überbraten. Der Knüppel wird hochgehoben und saust fast senkrecht nach unten, in Richtung unseres armen Kopfes. Wenn wir nun einfach unseren Unterarm hinhalten, dann besteht die Gefahr, daß unsere Knochen beim Vergleich mit dem Eichenknüppel oder dem Stahlrohr den Kürzeren ziehen und brechen. Also bleibt nur, den Schlag durch Ablenken zu blocken. Wie das?
Das Prinzip will ich mal abstrakt erklären: wenn ein Holzfäller einen Klotz spalten will, dann schlägt er auf die flache, abgesägte Seite des Klotzes. Kein Holzfäller von Format wird jedoch einen Keil spalten wollen. Ein Keil ist oben spitz, deswegen wird seine Axt den Keil auch nicht spalten, sondern die Axt wird seitlich ´abglippen´, der Holzfäller wird sich möglicherweise ins Bein hacken.
Übertragen bedeutet das nun, daß wir mit unseren Armen eine Art Keil bilden müssen, an dem der Knüppel am Kopf vorbeigeleitet wird. Wieder ist ein wenig Vorstellungskraft gefragt: wenn wir uns hinstellen und einen Arm fast ausgestreckt über unseren Kopf heben, so daß die Hand hoch über unserem Scheitel steht, haben wir im Prinzip schon fast alles richtig gemacht. Jetzt wird nämlich der herabsausende Knüppel irgendwo in relativ flachem Winkel auf unseren Unterarm treffen. Da der direkte Weg zum Kopf durch unseren Arm verbaut ist, gleitet der Knüppel nunmehr an unserem ganzen Arm in Richtung unserer Schultern herunter.
Klar - das Beispiel wird sich in der Realität kaum so zutragen. Mit dem hoch erhobenen Arm über unserem Scheitel, meine ich ;) . Es soll nur dazu dienen, das Prinzip des Abgleitens über den flachen Auftreffwinkel zu verdeutlichen. Und was ist nun der Keil? Nun, eigentlich unser Arm. Geht auch mit beiden Armen und sieht einem Keil dann eher ähnlich.
Je nachdem, wo der Schlag herkommt (die wenigsten Schläge werden direkt von oben kommen) kann es nötig sein, die Arme nicht direkt über den Scheitel zu heben, sondern dem Gegner entgegenzustrecken. Das kann mit leichtem Abducken kombiniert werden. Die Rübe einzuziehen und möglichst tief zwischen die Schultern zu nehmen ist ebenfalls keine üble Idee.

Blöcke gegen Tritte
Ich gehe davon aus, daß hauptsächlich Tritte bis etwa Höhe Bauch abzuwehren sind. Kaum einer wird versuchen, Tritte gegen den Kopf eines Stehenden anzubringen. Sollte dies doch der Fall sein, gilt nichts anderes, als wollten wir einen Schlag abwehren. Die Blocktechniken entsprechen den oben gezeigten. Solche hohen Tritte sind auch oftmals 'zu fangen'. Priorität sollte aber das Blocken haben. Ein Fang kann auch schnell in die Hose gehen. Sehr tiefe Tritte (untere Hälfte Oberschenkel und darunter) werden nicht mit den Armen, sondern den Beinen geblockt.
Stellen wir uns einfach einmal vor, daß uns jemand von der Seite in den Allerwertesten treten will (Partner zur Hand? Ausprobieren!). Tritte in dieser Höhe sind noch recht gut mit dem Unterarm zu blocken. Der Bewegungsablauf: Faust ballen, in Richtung gegenüberliegende Schulter hochziehen, dabei die Kleinfingerseite zum Körper drehen. Nun haben wir wieder Spannung aufgebaut. Jetzt einfach nach schräg unten schlagen. Tischtennisspieler sind wieder im Vorteil: ein geschnittener Ball wird im Grunde genommen mit der gleichen Bewegung gespielt. Mit der Elle oder dem Faustboden wird das tretende Bein weggeblockt. Die Bewegung der Faust sollte wieder zu einer Drehung derselbsen geführt haben. Diesen Blockschlag bitte auch mit der jeweils anderen Seite üben.
Gegen noch tiefere Tritte kann man auch das Schienbein einsetzen. Einfach das Knie hochreißen und in Richtung des Tritts drehen, so daß die Wucht nicht am Körper abprallt, sondern bereits am Schienbein.
Tritte in Richtung Unterleib werden durch seitliches Wegdrehen des Körpers entschärft. Das vordere Bein wird angehoben, die Muskeln gespannt, das Knie in Richtung des anderen Beins (nach "innen") geführt. Der Tritt sollte nun auf dem Oberschenkel oder dem Knie des angehobenen Beins landen, vielleicht auch auf dem Schienbein.

Noch ein paar Tips
Bei Blöcken gilt allgemein, daß sie auch für den Blockenden schmerzhaft sind. Leider. Aber blaue Flecken sind meiner Meinung nach die bessere Alternative gegenüber harten, wirkungsvollen Körpertreffern. Noch etwas zum Thema Effizienz: wie stark ein Block ist, hängt nicht ganz unerheblich auch davon ab, welchen Winkel Ober- und Unterarm (bzw. -schenkel) zueinander einnehmen. Ein Test: einfach mal den Ober- und Unterarm genau im rechten Winkel halten (z.B. gerade vor den Körper). Mit der anderen Hand jetzt versuchen, Druck auf den angewinkelten Arm auszuüben, beispielsweise die Faust gegen den Oberkörper drücken. Gleichzeitig mit dem angewinkelten Arm Gegendruck ausüben. Und nun den Winkel zwischen Ober- und Unterarm vergrößern, also den Arm ein wenig stärker strecken. Und das gleiche Spiel von vorn. Was gemerkt? Diesmal gings schwerer (sollte jedenfalls). Will heissen: trifft ein Schlag auf einen Block, der aus rechtwinklig angeordneten Extremitäten besteht, ist der Verteidigungswert nicht so hoch, wie bei einem 'gestreckt gewinkelten' Block.
Der Block sollte auch nicht so aussehen, daß die Faust meilenweit vom Körper entfernt ist. Ein 'Tunneln' des Blocks wird dann möglich. Und auch beim Blocken - egal ob gegen Schäge und Tritte - nicht vergessen, daß der Arm nicht voll durchgestreckt wird!
Ist ein besonders hart geführter Schlag zu erwarten, kann man auch durchaus mit beiden Unterarmen blocken. Da der Block 'die' Verteidigungstechnik gegen Schläge und Tritte ist, sollte man im Falle eines Falles auch immer dazu bereit sein. Also: die Fäuste nicht locker cool an der Körperseite runterhängen lassen, sondern schon einmal locker (nicht zu verkrampft) ballen und in die grobe Gegend des eigenen Solarplexus führen. Vielleicht auch eine Kleinigkeit höher. Wir erinnern uns doch auch noch, daß nach einem eigenen Schlag die Faust ratz-fatz wieder zurückgezogen werden sollte? Na, warum wohl? Genau! Wir können sie sofort wieder zur Verteidigung einsetzen. Klasse, was?
Optimal ist natürlich, den Block mit einer Ausweichbewegung zu kombinieren. Das 'nicht da sein' kommt dann dazu. Beim Üben aber nichts überstürzen: erst den Block üben, dann das Ausweichen, dann erst beides kombinieren.

Naja, und dann gibt's da eben noch ein paar 'Nettigkeiten' beim Blocken: Eigentlich ist der Block ja passiv, d.h. er wird zur Abwehr gebraucht. Man kann ihn aber auch aktiv verwenden, also Schlag und Block kombinieren. Ein hart ausgeführter Block, mit dem der Arm eines Angreifers weggefegt wird, kann auch so kräftig ausgeführt werden, daß er eigentlich einen Schlag darstellt. Und als solcher ist er eben nicht mehr rein auf Abwehr beschränkt. Eine heftige 'Block-Wischbewegung' zu einem angreifenden Körperteil kann bei eben diesem auch starke Schmerzen hervorrufen. Dies insbesondere, wenn wir beim Blocken mit harten Körperteilen (Knöchel etc.) auf weiche Teile des Angreiferkörpers (z.B. Innenseite des Armes) stoßen. So ein Block tut dem Angreifer richtig weh und erfüllt mehr als eine reine Abwehrfunktion.


<< Zur Startseite
-  Zurück zur Auswahl 'Techniken'
-  Nächstes Technik-Thema: Verteidigung am Boden


© 1997-2000 Christian Stücke